Pro Humanitate e.V.
Internationaler Verein für Frieden und Gerechtigkeit
Geschäftsbericht 2014
Pro Humanitate e.V. hat seine vielfältige Arbeit auch im Jahre 2014 intensiv fortgesetzt. Einerseits wurde die Jugendarbeit und Hausaufgabenhilfe mit neuen Gruppen bereichert, andererseits wurde humanitäre Nothilfe für die Kriegsflüchtlinge aus und in Syrien und Irak fortgesetzt. Dazu konnte ein Textilatelier zur beruflichen Ausbildung für die benachteiligten kurdischen Frauen in Van ins Leben gerufen werden.
Ein kleiner Verein wie Pro Humanitate e.V., bietet in der Woche 20 Gruppen- und Freizeitangebote für Jugendliche und Schülerinnen und Schüler in Köln-Vingst und Porz-Zündorf an. Deutsche, kurdische, türkische, persische, bosnische, bulgarische und marokkanische Jugendliche sowie Roma aus Serbien und Bulgarien mit unterschiedlichen Religionen und Glauben (Christen, Moslems, Alewiten, Jesiden und Sikhs) nehmen unsere Angebote in Anspruch.
Einige der Jugendlichen und Schülern lernen, einige tanzen, andere wiederum spielen Fußball oder kochen. Ausflüge und Jugendfahrten in andere Städte oder Länder sind die Krönung des Ganzen.
Die Arbeit von Pro Humanitate e.V. findet an drei Orten statt. In Köln Vingst wird hauptsächlich Jugendarbeit betrieben, in Porz-Zündorf wird den SchülerInnen geholfen, sie werden für die Schule fit gemacht und in Ensen wird die tägliche Vereinsarbeit sowie Abrechnung der Jugendarbeit erledigt, die Nützlichen Nachrichten zusammengestellt und humanitäre Nothilfe für Flüchtlinge organisiert und begleitet.
Im Folgenden werden wir in drei Teilen kurz über unsere Arbeit berichten. Den ersten Teil bildet das BAMF-Projekt (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) sowie die Integration von Neubürgern aus Bulgarien und Roma. Im zweiten Teil werden wir über die Hausaufgabenhilfe berichten und im dritten Teil werden wir die Nothilfeprojekte und das Textilatelier ein bisschen schildern.
- BAMF-Projekt und Jugendarbeit:
Gemeinwesensorientierte Projekte zur gesellschaftlichen Integration und Förderung junger Migrantinnen und Migranten
Interreligiöse Vielfalt – Interreligiöse und interkulturelle Jugendarbeit mit muslimischen, yezidischen, christlichen und alewitischen Migrantenjugendlichen aus türkischen, persischen, kurdischen, bulgarischen und marokkanischen Migrantenfamilien sowie Roma und Zusammenarbeit mit christlichen Jugendlichen aus deutschen und italienischen Familien.
Handlungsfelder
- Stärkung des Selbstbewusstseins und der Persönlichkeitsentwicklung von Menschen mit Migrationshintergrund;
- Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs;
- Austausch junger Menschen zum Kennenlernen unterschiedlicher Religionen und zur gegenseitigen Steigerung von Akzeptanz und Toleranz;
- Austausch zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund;
- Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements;
- Verbesserung schulischer und beruflicher Perspektiven;
- Förderung von Gruppenkohäsion und Begegnung mit anderen Kulturen durch Mannschaftssport (Fußball);
- Weiterbildung von Gruppenleitern.
Kernziele des Projektes
- Einführung und Beteiligung am interreligiöser Dialog und Erfahrungsaustausch von Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen.
- Unterstützung für sozial- und bildungsbenachteiligten Migrantenjugendliche mit fehlender Perspektive im schulischen und beruflichen Bereich. Entwicklung einer nachhaltigen schulischen und beruflichen Perspektive.
- Kennenlernen von Strukturen, Praxis und Chancen des freiheitlich demokratischen Gemeinwesens auf lokaler und regionaler Ebene.
Inhalte des Projektes
Wesentliche Gesichtspunkte unserer Arbeit sind die Integration von Neubürgern aus Bulgarien und Roma und die Integration von Muslimen in unsere Gesellschaft.
Im Laufe des Jahres wurden mit einem evangelischen Jugendleiter und einem katholischen Pastoralreferenten mehrere Treffen mit deutschen Jugendgruppen der evangelischen und katholischen Jugendarbeit geplant und durchgeführt. Das Ziel war Kontakte der vor allem muslimischen Migranten und bulgarischen Roma mit der deutschen Bevölkerung vor Ort zu stärken und dieser die Probleme der Migranten vor Augen zu führen.
Zwei Kickerturniere (März und September 2014) und ein Hallenfußballturnier (im November 2014) wurden gemeinsam mit deutschen Jugendlichen erfolgreich durchgeführt. Das Ergebnis war auch für die deutschen Jugendlichen positiv, da sich die verschiedenen Gruppen im Stadtteil vorher kaum kannten.
Ein interreligiöses Gebet in der katholischen Kirche mit evangelischen, katholischen und unseren Migrantenjugendlichen, Muslimen, Sikhs, Yeziden, evangelischen freikirchlichen Bulgaren, wurde für Januar 2015 geplant und wird zurzeit vorbereitet. Auch für 2015 wurden 2 weitere Hallenfußballturniere und Kickerturniere mit deutschen Jugendlichen geplant.
Die hohe kulturelle und religiöse Diversität bildet die Grundlage unserer interkulturellen Jugendarbeit. In 2014 wurden bestehende Gruppen von Migranten mit Herkunft aus verschiedenen Nationen weitergeführt. Desweiteren wurden neue Gruppen aufgebaut von Jugendlichen, die schwererreichbar sind oder die besondere Integrationsherausforderungen aufweisen (Yezidische Kurden, Bosnier, Bulgaren, serbische und bulgarische Roma, kosovarische Aschgali).
Die Jugendarbeit wurde von zwei unterschiedlichen Ansätzen geprägt. Während in Vingst bei den männlichen Migrantenjugendlichen zumeist homogene Gruppen von Migranten verschiedener Ethnien bestehen, sind die weiblichen Migrantenjugendlichen sowie die Gruppen in Porz gemischte nationale, kulturelle und religiöse Gruppen. Der erste Ansatz wurde geleitet von der praktischen Erfahrung, dass es in einer ersten Stufe der Gewinnung und Organisation sozial schwieriger und kulturell andersartiger Gruppen darauf ankommt, die interne Kohäsion der Zielgruppe zu stärken. Dem zweiten Ansatz lag die Vermutung zugrunde, dass interkulturelle Beziehungen unmittelbar hergestellt werden sollten und konnten.
Doch haben wir mit allen Gruppen interkulturelle Kontakte geschaffen und im Laufe des Jahres Zusammentreffen verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen ermöglicht.
Drei Seminare der Gruppenleiter des BAMF Projektes fanden am
- 18. Januar 2014, zum Thema: Interkulturelle Jugendarbeit;
- 4. Mai 2014, zum Thema „Konzept und Praxis Interkultureller Jugendarbeit und am
- 23. November 2014, zum Thema „Gemeinsames Forschungsprojekt“ BAMF-Projekt Gruppen mit der Katholische Hochschule „Bildungs- und Sozialarbeit im Kontext sozialer Heterogenität sowie kultureller und religiöser Vielfalt“ im Bürgerzentrum Engelshof statt.
Ein wichtiger Punkt war hierbei die Fortbildung der Leiter zu interkultureller Jugendarbeit. Die Diskussionsergebnisse der Seminare wurden in kurzer Zusammenfassung dokumentiert. Die Seminare der Gruppenleiter des BAMF Projektes ermöglichten einerseits eine bessere Verbindung zwischen dem konkreten Angebot der Jugendarbeit und den Bedürfnissen und Interessen der Jugendlichen. Andererseits wurden durch das Seminar die interne Abstimmung/Koordination und die Gruppenkohäsion unter den Jugendleitern gestärkt.
Neue Zielgruppen
Yeziden, die vor allem in den letzten vier Jahren verstärkt nach Köln zugewandert sind, kommen zu Treffen in den Jugendtreff. Sie werden bei sozialen Fragen, Behördengängen und Asylfragen von dem Leiter unserer Einrichtung begleitet, auch zahlreiche Hausbesuche finden bei dieser schwer zu erreichenden Gruppe statt. Eine weitere wichtige Zielgruppe der interkulturellen Jugendarbeit sind die verstärkt in Köln-Höhenberg lebenden neuzugewanderte Bulgaren. Hiermit verbindet sich auch ein zentrales Element der sogenannten „Armutsmigration“ aus Südosteuropa. Eine noch kleine Gruppe junger Bulgaren, in den letzten Jahren nach Köln gekommen, nehmen regelmäßig an unserer Jugendarbeit teil. Zu Ende des Jahres haben wir mit diesen eine Fahrt in den deutschen Bundestag nach Berlin unternommen.
Auch die Herausforderung durch den verstärkten Zuzug von Roma aus Serbien und Bulgarien nach Deutschland wurde im Projekt aufgegriffen. Aschgali, eine Roma-ähnliche Gruppe aus dem Kosovo sind in den letzten zehn Jahren nach Köln gekommen. Eine Gruppe von 40 Roma aus Serbien und Kosovo trainiert ab 2015 in Trägerschaft unseres Vereins einmal wöchentlich Fußball in einer städtischen Sporthalle.
Im Berichtszeitraum wurden die Kontakte zu Sikhs aus Panjab weitergeführt. Diese werden auch an unserem Friedensgebet am 22. Januar 2015 teilnehmen. Der Kontakt der Sikhs zum interkulturellen Dienst der Stadt Köln wurde von uns stabilisiert. Neben der Ansprache neuer Zielgruppen wurden die lang etablierten Kontakte zu türkischen, kurdischen, persischen, bosnischen und marokkanischen Jugendlichen weiter systematisch vertieft.
Inhalte
Den schulischen Interessen aller Migrantengruppen wurde bei der zweimal wöchentlich in Vingst und viermal wöchentlich in Porz stattfindenden Hausaufgabenhilfe Rechnung getragen. In beiden Stadteilen nahmen durchschnittlich pro Woche 20 Jugendliche an der nach-schulischen Betreuung teil. Hierbei wurde ein besonders Gewicht auf die Förderung der Sprachkompetenz durch Lesestudien gelegt.
Der Übergang in eine weiterführende Schule bzw. die Abiturvorbereitung wurde damit bei vor allem weiblichen Jugendlichen nachhaltig unterstützt. Des Weiteren wurde die Erstellung von Bewerbungsunterlagen und Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen fortgeführt. Auch die Berufsorientierung und Berufswahl wurde durch Beratung und Kontakte mit der Agentur für Arbeit praktisch unterstützt. Insgesamt wurden somit über 20 Jugendliche beraten und betreut.
Der interreligiöser Dialog und Dialog der Kulturen wurde im September 2014 im Rahmen des Projektes durch einen Gang der vielen Religionen für Syrien, Irak, Palästina, Israel, Lampedusa vom Dom am Rhein entlang zur evangelischen Trinitatiskirche (mit fünf Stationen) fortgeführt. Etwa 90 Teilnehmer nahmen an dieser Veranstaltung, unter anderem die Jesiden, die Opfer der Gewalt waren, teil. Mehrere vorbereitende Gespräche fanden dazu statt.
Für Ende Januar 2015 ist in Vingst ein interreligiöses Gebet der Jugendlichen geplant, die Vorbereitung wurde mit der evangelischen und katholischen Gemeinde Köln Vingst und marokkanischen Muslimen und Jugendlichen des vom Bundesinnenmister ausgezeichneten Projekts “180° Wende“ mit Mimoun Berrisoun als Leiter unternommen, andere teilnehmenden Gruppen zum Mitbeten werden eingeladen (Yeziden, Aleviten, Sikhs, Sunnitische Muslime, bulgarische und deutsche Katholiken und Protestanten).
Das Kennenlernen von Strukturen, Praxis und Chancen des demokratischen Rechtsstaats wurde fortgesetzt. Hierzu fanden zahlreiche Aktivitäten statt. Ein Gespräch mit dem Bezirksbürgermeister Markus Thiele zur Nutzung und Beleuchtung unseres Bolzplatzes und zur lokalpolitischen Arbeit in Köln fand im Jugendcontainer statt. Hieran nahmen ca. 20 Jugendliche teil. Auch zwei Besuche im Bundestag in Berlin mit Gespräch mit einem Mitarbeiter des Kölner Bundestagsabgeordneten Martin Dörrmann fanden im April 2014 und im Dezember 2014 statt. Hierbei wurde den Jugendlichen die Arbeit im Bundestag bei einem Gang durch das gesamte Reichstagsgebäude ausführlich dargestellt. Hierbei sprachen die Jugendliche vor allem migrantenpolitische Themen an. Der Besuch des Reichstages wurde verbunden mit einer Berlinfahrt von kurdischen und türkischen Mädchen und einer Fahrt von bulgarischen Roma nach Berlin.
Freizeitpädagogische Interessen wurden in der sozialen Gruppenarbeit mit Fußball, Werken und freier Gruppenarbeit aufgegriffen. Ein Fussballturnier von Mannschaften verschiedener kultureller Migrantengruppen fand im Juni 2014 in der Halle der Katharina Henoth Gesamtschule statt. Es folgte ein weiteres Turnier im November 2014 am gleichen Ort mit den deutschen Jugendlichen und der Jugendeinrichtung „et Sozi“ in Vingst.
Die Mädchengruppen organsierten im Dezember 2014 Hilfsprojekte mit dem ASTA der Fachhochschule Köln für flüchtende Menschen in Kobane / Syrien mit Bazar und Geldsammlung.
Das Planspiel „Zusammenleben fair gestalten“ ist zu Beginn des Jahres mit der Jungengruppe, 15 Jungen mit Migrationshintergrund, größtenteils türkischer Herkunft in mehreren Sitzungen durchgeführt worden. Es haben mit den Gruppenleitern einige Vorbereitungstreffen im Vorfeld stattgefunden. Das Ziel des Planspiels war, einerseits ethnozentrischen Orientierungen, Gewalt und Segregation unter Jugendgruppen entgegenzuwirken und andererseits die Solidarität und Menschenachtung im interkulturellen und interethnischen Kontext zu fördern. Die Jungen haben gemeinsame Regeln für faires Zusammenleben in einer Gesellschaft aufgestellt. Sie sind des Weiteren über die nachbarschaftliche Vielfalt sensibilisiert worden. Weiterhin ist über Motive zur Berufswahl und Abschlüsse diskutiert worden. Zur Fairness- und Toleranzförderung ist ein Benimm-Check durchgeführt worden, wodurch die Teilnehmerinnen zur konstruktiven Diskussionen über Fehlverhalten angeregt worden sind. Der konstruktive Umgang mit Konfliktsituationen ist in weiteren Sitzungen durch Rollenspiele trainiert worden (Rollen-Set nach Planspielmodul des sogenannten Waik Konzepts). Ob dies mittel- und langfristig mit Verhaltensveränderungen der Jugendlichen einhergeht, muss in den nächsten Monaten beobachtet werden.
Des Weiteren wurde eine Projektgruppe mit dem Ziel einer Prozessevaluation der Umsetzung des Konzepts interkultureller Jugendarbeit im BAMF Projekt durchgeführt. Die Ergebnisse sollen einerseits die Umsetzung unterstützen und andererseits als Ausgangspunkt für die Diffusion des Konzepts interkultureller Jugendarbeit im Stadtbezirk und in Kooperation mit anderen Trägern der Jugendarbeit dienen. Hierzu wurden renommierte Wissenschaftler von Uni und Fachhochschule Köln sowie ein erfahrener emeritierter hoher EU Beamter als Mitarbeiter gewonnen. Studentinnen der Katholischen Hochschule haben mit Befragungen der Jugendlichen des BAMF Projekts im Dezember begonnen. Ergebnisse werden im Frühjahr 2015 erwartet.
- Hausaufgabenhilfe
Die Hausaufgabenhilfe in Porz wird viermal in der Woche angeboten und vom Jugendamt als eine große Gruppe gefördert. Im Jahr 2014 nahmen 21 Schülerinnen und Schüler regelmäßig die Hausaufgabenhilfe in Anspruch: 15 Mädchen und 6 Jungen, davon besuchen 9 SchülerInnen Gymnasien und 8 die Realschulen.
In Porz-Zündorf gibt es einen großen Anteil an Kindern und Jugendlichen, die in bildungsfernen Familien aufwachsen. Diese Schülerinnen und Schüler benötigen unbedingt Unterstützung und Begleitung bei der Bewältigung der Lernstoffe, der Erledigung der Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Prüfungen.
Unser Hilfsangebot nehmen Schüler aller Schulformen in Anspruch. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenlos. Viele Schüler kommen regelmäßig, einige auch nur, wenn sie aktuell bei einer Aufgabe Hilfe benötigen. Die meisten Schüler haben zu Hause keinen Ansprechpartner für eventuelle Fragen bezüglich der Hausaufgaben.
Meistens werden die Schülerinnen und Schüler in Gruppen betreut, jedoch ist ab und zu auch Einzelhilfe nötig. Jeder Schüler wird unter Berücksichtigung seiner individuellen Begabung sowie seiner Defizite in der schulischen Leistung gefördert. Wir erläutern die Hausaufgaben und geben Hilfestellung bei deren Erledigung, gehen auf die Defizite von Schülern ein, erklären die Sachverhalte und üben diese mit ihnen.
Selbstständiges Arbeiten der Schüler ist allerdings ein langfristiges Ziel unseres Projektes. Unser Ziel ist, dass die Schüler unabhängiger von Fremdhilfe werden und somit eine „dauerhafte Dienstleistung“ bei der Hausaufgabenunterstützung verhindert wird. Das Unterstützungsangebot der Gruppenleitung findet meistens nur bei offensichtlich nicht allein zu bewältigenden Aufgaben statt. Die Schüler erarbeiten immer zunächst eine Vorstellung darüber, was die jeweilige Fragestellung ist und wie ein Lösungsvorschlag aussehen könnte. Die Schüler bemühen sich zunächst, alleine einen Überblick zu verschaffen und Lösungsstrategien zu entwerfen.
Neben konkreter Hausaufgabenhilfe ist unser Büro gleichzeitig eine Anlaufstelle zur Problembewältigung jeglicher Art u.a. der Einfluss von Medienkonsum, Gewalt und Ernährung auf den Lernerfolg.
Wir versuchen mit Kindern regelmäßig sportübergreifende Bewegungsangebote durchzuführen sowie durch gemeinsame Unternehmungen wie Weihnachtsfeiern, Sommerfeste usw. ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter den Schülerinnen und Schülern zu entwickeln und deren Lernmotivation zu steigern.
Darüber hinaus wird noch eine Computer-AG angeboten. In der Computer AG werden Computerkenntnisse vermittelt und der Umgang mit dem Internet gelehrt um die Fähigkeit der Kinder und Jugendlichen zu fördern, sich kreativ und sozial verantwortungsbewusst durch das Netz zu bewegen. Einige der Schülerinnen nahmen erfolgreich am Projekt „Kulturrucksack“ des Landes Nordrhein-Westfalen teil.
- Das Textilatelier für Frauen und Nothilfeprojekte für Flüchtlinge aus Sindschar und Kobanê
- Textilatelier für benachteiligte Frauen in Wan
Nach humanitären Nothilfeprojekten für kurdische Vertriebene in Kurdistan und Jugendarbeit in Köln begann Pro Humanitate e.V. im Oktober 2014 mit einer Ausbildungsmaßnahme für benachteiligte Frauen im Bereich Textil in Wan/Van.
Mit diesem Projekt möchte Pro Humanitate e.V. einem Teil der benachteiligten Frauen die Möglichkeit geben, eine berufliche Ausbildung im Textilbereich zu absolvieren, damit sie später entweder eine Arbeit bei den Textilproduzenten finden oder aber ihre eigene Schneiderei eröffnen und so zu der Familienkasse beitragen können.
Das Hauptziel des Projektes ist es, die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen zu sichern, ihren Platz in der Gesellschaft zu erweitern, ihre Gleichstellung zu fördern, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und ihren Horizont zu erweitern.
Teilnehmende aus Alleinerziehenden und ärmeren sowie kinderreichen Familien, bei denen kein Familienmitglied ein geregeltes Einkommen hat, haben bei der Berufsausbildung Vorrang und Priorität.
Das Projekt, das in Zusammenarbeit mit der Kommune Wan durchgeführt wird, hat vor, innerhalb von drei Jahren 320 Frauen zwischen 18-40 Jahren auszubilden. Mit ihren kinderreichen Familien werden etwa 2.000 Menschen vom Projekt direkt profitieren und ihnen eine Einnahmequelle sichern. Jede Ausbildungsperiode dauert vier Monate. Anschließend werden die Teilnehmerinnen zwei Wochen lang zur Existenzgründungen geschult.
Nach der erfolgreichen Teilnahme erhalten die ausgebildeten Frauen ein Zertifikat als Textilarbeiterin, das von der Handels- und Industriekammer Van ausgestellt wird, und ein anderes Zertifikat für Existenzgründungen durch KOSGEB (Agentur zur Förderung der kleinen und mittleren industriellen Betriebe).
Nach den Verhandlungen mit der Arbeitsagentur in Wan wurde erreicht, dass die Teilnehmerinnen im Laufe der Ausbildung täglich 20,00 TL als Unterstützung erhalten, das macht etwa 500,00 TL monatlich aus.
Nach der Ausbildung haben die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, eine Arbeit zu finden oder ihr eigenes Atelier mit finanzieller Förderung in Höhe von 70.000 Türkische Lira (umgerechnet 25.000,00 EUR) durch KOSGEB zu gründen. Die Stadt Wan wurde von der Regierung zur neuen „Textilkent“ (Standort für Textil) erklärt. Nach Informationen der Regierung sollen ab nächstes Jahr über 45 Textilfirmen in Produktion gehen, die auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen sind.
Das Projekt in Van ist zugleich ein Vorzeigeprojekt für die ganze Region und ist so einmalig. Es gibt in der Gegend keine ähnlichen Maßnahmen für Frauen.
Die Maßnahme findet in einem großen Gebäudekomplex für Frauen statt, der von der Kommune zur Verfügung gestellt wurde. Im Frauenzentrum sind eine Kindertagesstätte, eine Kantine, ein Cafe, Konferenzsäle, Theater, verschiedene Ateliers für Schmuck- und Keramikarbeiten und ein Kino sowie Erdbebensichere Schutzräume untergebracht. Eine große Außenanlage mit einem Spielplatz bereichert das Frauenzentrum.
Pro Humanitate e.V. bedankt sich auch im Namen der Frauen sehr herzlich bei den Unterstützern dieser Maßnahme.
- Humanitäre Nothilfe für Flüchtlinge aus Sindschar in Rojava / Syrisch-Kurdistan
Die Welt wurde Zeuge des barbarischen Angriffes der islamistischen Djihadisten von IS (Islamischer Staat) auf die jesidischen Kurden im Irakisch-Kurdistan, wo binnen kürzester Zeit Tausende von Menschen massakriert, Tausende von Frauen verschleppt und versklavt sowie Hunderttausende vertrieben wurden. So nahm der 3. August in der Chronik der Barbarei seinen festen Platz ein.
Heute, Ende des Jahres 2014 leben noch über Zehntausend Jesiden auf dem Sindschar Berg, eingekesselt von islamistischen Aggressoren. Die vertriebenen Jesiden sind weit weg von ihren Siedlungen untergebracht, in den Flüchtlingscamps in Zelten, die gegen Kälte und Nässe nicht schutzfähig sind.
Sechs Wochen später sorgte die kleine Stadt Kobanê in Syrisch-Kurdistan für Schlagzeilen. Seit dem 15. September wird diese kleine Enklave von denselben Islamisten angegriffen. Tausende sind ermordet, Hunderttausende mussten fliehen, leben seitdem in provisorisch eingerichteten Lagern und brauchen fast alles: Zelte, Decken, Babynahrung, Kleidung, Schuhe, Nahrungsmittel sowie Hygieneartikel.
Alleine durch diese beiden Angriffe von IS wurden über 600.000 Kurden obdachlos und haben alles verloren.
Daraufhin hat Pro Humanitate e.V. ein europäisches Warenhaus gebeten, jesidische Flüchtlinge, die nach der Flucht in Syrisch-Kurdistan leben, mit Anziehsachen zu unterstützen. Diese Bitte fand Wiederhall und wir bekamen 6.000 neue Einzelstücke als Spende, die wir mit Hilfe der kurdischen Stadtverwaltung in Nusaybin nach Qamishlo transportieren konnten.
Nach zweiwöchiger Warterei an der türkisch-syrischen Grenze wurden die Kleider am 12. November endlich den Zuständigen im Gebiet Qamishlo/Haseke übergeben und in das Flüchtlingscamp Newroz in Syrisch-Kurdistan transportiert.
Der Außenminister der Selbstverwaltung im Gebiet Cizire und der zuständige Kollege der Humanitären Abteilung versicherten uns, dass sie die Kleider zügig verteilen werden.
Wir möchten unserem Spender für diese großartige und unbürokratische Hilfe auch im Namen der Flüchtlinge sehr danken. Unser Dank gilt auch unseren kurdischen Helfern, die uns sehr engagiert und ehrenamtlich halfen, und der Missionszentrale der Franziskaner, die uns mit der Übernahme der Transportkosten unterstützte.
- Babynahrung, Gummistiefel und Winterjacken für Flüchtlingskinder aus Kobanê
Pro Humanitate e.V. hat im Dezember 2014 eine weitere humanitäre Nothilfeaktion für die Flüchtlinge aus Kobanê, die in Suruc leben, gestartet. Seit Mitte September 2014 wird die nordsyrische Grenzstadt Kobanê von den islamistischen Aggressoren der IS (Islamischer Staat) angegriffen. Über 200.000 Kurden mussten aus ihren Dörfern und Siedlungen fliehen und befinden sich z.Zt. mehrheitlich in Suruc auf der türkischen Seite.
Ein Teil der Kriegsflüchtlinge aus Kobanê sind in anderen kurdischen Städten untergekommen, wo sie von den kurdischen Kommunen unterstützt werden. Ein Viertel jedoch, rund 50.000 Menschen, blieben in Suruc, in der Hoffnung schnellstens in ihre Heimat zurückzukehren.
Diese kleine Stadt mit 50.000 Einwohnern hat über 50.000 Flüchtlinge aus der benachbarten Stadt Kobanê/Syrien aufgenommen. Von diesen 50.000 Menschen werden nur 6.000 vom AFAD (Katastrophenschutz der Türkei) versorgt. Die übrigen 44.000 Menschen werden von den kurdischen Kommunen und NGOs betreut. Sie erhalten fast keine Unterstützung durch die türkische Regierung.
» 20.000 Flüchtlinge leben in Wohnungen, Häusern, leer stehenden Läden und Garagen in Suruc.
» Etwa 11.000 Menschen kommen in den Camps der kurdischen Kommunen unter.
» 22.000 Flüchtlinge wurden in den umliegenden Dörfern aufgenommen.
Da zurzeit in Suruc doppelt so viele Menschen leben, als vor vier Monaten, reichen weder Strom noch Wasser für die in der Stadt lebenden Menschen. In den von der kurdischen Kommune betreuten fünf Flüchtlingscamps sind fast nur noch Kinder und Frauen sowie alte Menschen zu sehen. Die Zelte sind nicht winterfest und lassen Nässe und Kälte durch. Schimmelbildung ist in vielen Zelten zu beobachten. Und der überwiegende Teil der Kinder hat weder Schuhen noch Jacken.
Die kurdischen Kommunen unterstützen nach Kräften. Trotzdem ist die Not sehr groß. Die Regen- und Kältezeit hat begonnen. Mitte Dezember 2014 konnten wir in Suruc 1.200 Packungen Babynahrung, 2.000 Paar Gummistiefel für Kinder und Frauen, 500 Winterjacken für Kinder, Medikamente sowie 3 Tonnen Zucker verteilen. Für diese großartige Unterstützung danken wir unseren Spendern auch im Namen der Flüchtlinge und Kooperationspartner.
Bei der Verteilung dieser Hilfsgüter haben wir feststellen müssen, dass die Not unbeschreiblich groß ist. Diese Menschen brauchen alles: Decken, Matratzen, Heizkörper, Kleidung, Alltagsgegenstände, Lebensmittel. Die Depots sind fast leer und die Unterstützung der Kommunen und NGOs sowie der Zivilbevölkerung reichen bei weitem nicht aus. Das Hilfskomitee von Kobanê, das sehr gut organisiert ist und professionell arbeitet, bittet dringend um weitere Unterstützung.
Diesem Hilferuf möchten wir nachkommen und die Flüchtlinge aus Kobanê, die in Suruc und Umgebung leben, mit Grundnahrungsmittel unterstützen, in dem wir vorhaben, pro Familie je 5 kg Reis, Speiseöl, Zucker, Bohnen, Linsen, Nudeln und Weizengrütze sowie 2 kg Tomatenmark zu verteilen. Eine Familienration (37kg) kostet umgerechnet 42,00 €. Mit diesem Projekt möchten wir vorerst 1.400 kinderreiche Flüchtlingsfamilien, etwa 11.000 Menschen, helfen.
Wenn wir Wege und Mittel finden, werden wir einen Teil der Hilfe zu den in der Stadt Kobanê zurückgebliebenen Zivilisten transportieren. Unser Projekt dient zugleich der Überbrückung der harten Wintermonate und zur Bekämpfung von Krankheiten und Kindersterblichkeit.
Sonstige Tätigkeiten
Außer diesen Nothilfeprojekten für Kriegsflüchtlinge aus Sindschar und Kobanê haben wir Anfang Januar 2014 die alljährliche Winterhilfe für bedürftige und vertriebene Familien in Wan/Van fortgesetzt. Dort wurden 32 Tonnen Grundnahrungsmittel an 1.000 Familien und 400 Winterjacken an Kinder verteilt.
Unser Antrag an EU-Erasmus wurde bewilligt. Junge KurdInnen werden in Sachen Menschenrechte in Amed/Diyarbakir fortgebildet. Wir sind bei diesem Projekt Kooperationspartner und die Zuständigkeit liegt beim Kurdischen Institut in Brüssel.
Unser Vorsitzender, Bruder Jürgen Neitzert, wurde im September 2014 von der dm-drogerie markt Aktion „HelferHerzen – Der dm-Preis für Engagement“ ausgezeichnet.
Nützliche Nachrichten: In Kooperation mit dem Dialog-Kreis werden seit 19 Jahren die „Nützlichen Nachrichten“ regelmäßig herausgegeben. Die redaktionelle Bearbeitung und Zusammenstellung der monatlich erscheinenden Nützlichen Nachrichten zur Unterstützung des Dialogs von Kurden, Türken und Deutschen werden in unserem Vereinsbüro getätigt. Außerdem werden viele NGOs, die Friedens- und Menschenrechtsarbeit leisten und sich für die friedliche Lösung der Kurdenfrage einsetzen, durch Informationen, Kontakte und Materialien unterstützt und betreut.
Internetseite: Auch wir haben den Geist der Zeit begriffen und sind jetzt im Netz:
www.pro-humanitate-koeln.de. Für die ehrenamtliche Betreuung und Gestaltung unserer Homepage danken wir unserem Kollegen A. Tekin. Außerdem gibt es bereits seit Jahren eine Webpage zur Jugendarbeit in Vingst: www.jugend-vingst.de
Wir gedenken Mani Stenner: Wir haben unseren Freund, unser Gründungsmitglied, den Kopf und Mentor der Friedensbewegung, Mani Stenner, im Sommer 2014 verloren. Eine große Leere ist entstanden. Wie ein Wald ohne Bäume und Blätter, ein Berg ohne Felsen und Steine, ein Bach ohne Wasser und Fische nicht das sind, was sie sind, wird auch fast unmöglich sein, sich eine Friedensbewegung ohne Mani vorzustellen. Diesen Weg müssen wir aber gehen. Die Liebe und Verbundenheit zu Mani erfordert von uns in seinem Sinne weiterzumachen und den Kopf hochzuhalten. Er fehlt uns einfach!
Dankeswort: Zum Schluss möchten wir uns bei allen Institutionen, Stiftungen, Einrichtungen und Kooperationspartnern sowie mit unserer Arbeit verbundenen Personen herzlich bedanken. Ohne ihre großartige Unterstützung wäre uns unmöglich gewesen, die oben erwähnten Aktivitäten durchzuführen. Ein besonderer Dank unserem Vorstand (Luise Schatz, Carsten Storck und Jürgen Neitzert) sowie Hubert Krieger, der das BAMF-Projekt mit großem Engagement betreut und begleitet. Nicht zu vergessen sind unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, herzlichen Dank!