Pro Humanitate e.V.
Internationaler Verein für Frieden und Gerechtigkeit

Geschäftsbericht 2013

BAMF-Projekt: Gemeinwesensorientierte Projekte zur gesellschaftlichen Integration und Förderung junger Migrantinnen und Migranten

Interreligiöse Vielfalt – Interreligiöse und interkulturelle Jugendarbeit mit muslimischen, yezidischen und alewitischen Migrantenjugendlichen aus türkischen, persischen, kurdischen und marokkanischen Migrantenfamilien sowie Roma mit christlichen Jugendlichen aus deutschen und italienischen Familien

Handlungsfelder

Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstentwicklung von Menschen mit Migrationshintergrund; Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs; Austausch junger Menschen zum Kennenlernen unterschiedlicher Religionen und  zur  gegenseitigen Steigerung von Akzeptanz und Toleranz; Austausch zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund; Stärkung und Festigung des bürgerschaftlichen Engagements; Engagement zur Stärkung schulischer und beruflicher Perspektiven; Förderung von Gruppenkohäsion und Begegnung mit anderen Kulturen durch Mannschaftssport (Fußball)

Kernziele des Projektes

1. Einführung und Beteiligung am interreligiöser Dialog und Erfahrungsaustausch von Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen

2. Unterstützung für sozial- und bildungsbenachteiligten Migrantenjugendliche mit fehlender Perspektive im schulischen und beruflichen Bereich. Entwicklung einer nachhaltigen schulischen und beruflichen Perspektive.

3. Kennenlernen von Strukturen, Praxis und Chancen des freiheitlich demokratischen Gemeinwesens auf lokaler und regionaler Ebene.ph_gb_2013

Vorbereitung

Das Projekt wurde den Jugendlichen anhand von Flyern und durch persönliche Ansprache vorgestellt. Ein Schwerpunkt war eine kurze Präsentation der verschiedenen Kulturen und Religionen, die durch das Projekt abgedeckt werden. Gleichzeitig wurden Gruppen von Migranten mit Herkunft aus verschiedenen Nationen weitergeführt oder aufgebaut (Yeziden, Türken, Bosnier, Italiener, Bulgaren, serbische Roma, kosovarische Aschgali, Marokkaner, Perser, Kurden, Türken, und Afrikaner). Die hohe kulturelle und religiöse Diversität bildet die Grundlage unserer interkulturellen Jugendarbeit.

Hierbei wurden jedoch zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt. Während in Vingst zuerst homogene Gruppen gebildet wurden, wurden in Porz von Anfang an gemischte nationale, kulturelle und religiöse Gruppen gebildet. Der Ansatz in Vingst wurde geleitet von der praktischen Erfahrung, dass es in einer ersten Stufe der Gewinnung und Organisation sozial schwieriger und kulturell andersartiger Gruppen darauf ankommt, die interne Kohäsion der Zielgruppe zu stärken. Erst als dies gelungen war, konnte in einer zweiten Stufe vorsichtig mit interkulturellen Kontakten begonnen werden. Folglich wurden im Laufe des Jahres Zusammentreffen verschiedener ethnischer und religiöser Gruppen ermöglicht.

Ein wichtiger Teil der Vorbereitung war eine Befragung zu den Interessen der Jugendlichen anhand eines Erhebungsbogens, die von Januar bis April 2013 durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden ausgewertet und mit den befragten Jugendlichen diskutierten. Desweiteren dienten sie als Grundlage eines Seminars der Gruppenleiter, welches im Juni 2013 stattfand.

Die Ergebnisse des Seminars der Gruppenleiter ermöglichten einerseits eine bessere Verbindung zwischen dem konkreten Angebot der Jugendarbeit und den Bedürfnissen und Interessen der Jugendlichen. Andererseits wurden durch das Seminar die interne Abstimmung/Koordination und die Gruppenkohäsion unter den Jugendleitern gestärkt. Ein wichtiger Punkt war hierbei auch die Frage, welcher Grundansatz am erfolgversprechendsten sein könnte.

Zielgruppen

Ein Schwerpunkt war die Ansprache neuer Zielgruppen. Im Berichtszeitraum entstanden neue Kontakte zu Sikhs aus Panjab im Norden Indiens, die in Köln vier Gebetsorte haben. Diese haben auch an unserem Friedensgebet teilgenommen. Der Kontakt der Sikhs zum interkulturellen Dienst der Stadt Köln wurde von uns aufgebaut.

Yezidische Kurden, die vor allem in den letzten vier Jahren verstärkt nach Köln zugewandert sind, waren öfters zu Treffen in den Jugendtreff gekommen. Auch zahlreiche Hausbesuche fanden bei dieser schwer zu erreichenden Gruppe statt. Des Weiteren wurden sie häufig bei Behördengängen unterstützt.

Eine weitere wichtige Zielgruppe interkulturellen Jugendarbeit in vielen sozialen Brennpunkten deutscher Großstädte sind neuzugewanderte Bulgaren. Hiermit verbindet sich auch ein zentrales Element der sogenannten „Armutsmigration“ aus Südosteuropa. Eine noch kleine Gruppe junger Bulgaren, in den letzten Jahren nach Köln gekommen, nehmen regelmäßig an unserer Jugendarbeit teil.

Auch die Herausforderung durch den verstärkten Zuzug von Roma aus Serbien und Bulgarien nach Deutschland wurde im Projekt aufgegriffen. Aschgali, eine Roma-ähnliche Gruppe aus dem Kosovo sind in den letzten zehn Jahren nach Köln gekommen. Eine kleine aber stabile Gruppe probt regelmäßig in den Räumlichkeiten des Vereins und entwickelt somit ihr musikalisches Talent weiter.

Neben der Ansprache neuer Zielgruppen wurden die lang etablierten Kontakte zu türkischen, kurdischen, persischen, bosnischen und marokkanischen Jugendlichen weiter systematisch vertieft.

Inhalte

image003Den schulischen Interessen aller Migrantengruppen und Einheimischen wurde bei der zweimal wöchentlich in Vingst und viermal wöchentlich in Porz stattfindenden Hausaufgabenhilfe Rechnung getragen. In beiden Stadteilen nahmen durchschnittlich pro Woche über 20 Jugendliche an der nach-schulischen Betreuung teil.

Die Hausaufgabenhilfe in Porz wurde vom Jugendamt als eine große Gruppe anerkannt und gefördert. Der Umgang mit PC und Recherche im Internet sind Bestandteile der Hilfe.

Hierbei wurde ein besonders Gewicht auf die Förderung der Sprachkompetenz durch Lesestudien gelegt. Es zeigt sich hier eine schrittweise Weiterentwicklung der Jugendlichen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Sprachförderung über einen längeren Zeitraum erfolgen muss, wenn sie die Jugendlichen zu einem korrekten Gebrauch des Deutschen und zu einem guten Textverständnis führen soll. Eine einjährige Förderdauer reicht bei vielen Kindern/Jugendlichen nicht aus, sie zur Bewältigung der zunehmend anspruchsvolleren sprachlichen Aufgaben, die in der Schule von ihnen gefordert werden, zu befähigen.

Der Übergang in eine weiterführende Schule bzw. die Abiturvorbereitung wurde damit bei 12 Jugendlichen nachhaltig unterstützt.

Desweiteren wurde zahlreichen Jugendlichen in den Abschlussklassen von Haupt- und Realschule bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen und bei der Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen geholfen. Auch die Berufsorientierung und Berufswahl wurde durch Beratung und Kontakte mit der Agentur für Arbeit praktisch unterstützt. Insgesamt wurden somit 19 Jugendliche beraten und betreut.

Der interreligiöser Dialog und Dialog der Kulturen war ein anderes wichtiges Tätigkeitsfeld. Ein Friedensgebet der verschieden Religionsgemeinschaften wurde am 30. Juni 2013 im Domforum Köln gefeiert. Mehrere vorbereitende Gespräche fanden dazu statt. Konkrete Aktivitäten: das Gebet wurde mit marokkanischen Muslimen und Jugendlichen des vom Bundesinnenmister ausgezeichneten Projekts “180° Wende“ mit Mimoun Berrisoun als Leiter vorbesprochen, andere teilnehmenden Gruppen zum Mitbeten wurden eingeladen (Yeziden, Alewiten, Sikhs, Sunnitische Muslime, Italienische und deutsche Katholiken).

Die praktische Förderung der Begegnung der Kulturen war auch ein wichtiges Anliegen. Ein Fest mit Darstellung kultureller Traditionen fand im Februar 2013 statt.

Zu Weihnachten 2013 wurden verschiedene Feiern mit den Teilnehmern abgehalten.

Das Kennenlernen von Strukturen, Praxis und Chancen des demokratischen Rechtsstaats war ein weiteres Anliegen des Projekts. Hierzu fanden zahlreiche Aktivitäten statt. Ein Gespräch mit der Bürgermeisterin der Stadt Köln Elfi Scho-Antwerpes fand am 28.2.2013 im Jugendcontainer statt. Hieran nahmen ca. 17 Jugendliche teil. Im Mittelpunkt des lebhaften Austauschs standen u. a. lokalpolitische Themen, die Aufgabe der Bürgermeisterin in der Stadt Köln sowie die Möglichkeit für Jugendliche ihre Interessen (z. B. Beleuchtung Fußballplatz) im Bezirksrat Köln-Kalk einzubringen. Die Bürgermeisterin machte den Vorschlag, einen Vingster Jugendrat einzurichten, der den Bezirksrat berät, so wie es schon in einem anderen Kölner Stadtbezirk geschehen ist. Auch ein Besuch im Bundestag in Berlin mit einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Kölner Bundestagsabgeordneten Ursula Heinen fand am 2. April 2013 statt. Hierbei wurde den Jugendlichen die Arbeit im Bundestag bei einem Gang durch das gesamte Reichtagsgebäude ausführlich dargestellt. Hierbei sprachen die Jugendliche vor allem migrantenpolitische Themen an. Der Besuch des Reichstages wurde verbunden mit einer Berlinfahrt von kurdisch-yezidischen und türkischen Jugendlichen nach Berlin. Desweiteren nahmen die Jugendlichen an einer Ratssitzung des Stadtrates am 5.2.2013 teil. Gespräche mit Politikern des Stadtbezirkes Köln Kalk (Bezirksbürgermeister Thiele etc.) wurden für Anfang 2014 anberaumt.

Freizeitpädagogische Interessen wurden in der sozialen Gruppenarbeit mit Fußball, Werken und freier Gruppenarbeit aufgegriffen. Ein Fußballturnier von Mannschaften verschiedener kultureller Migrantengruppen fand am 17. Februar 2013 in der Halle der Katharina Henoth Gesamtschule statt. Es folgte ein weiteres Turnier am 24. November 2013 am gleichen Ort. An den Turnieren nahmen 8 Mannschaften, insgesamt 68 Jugendliche, teil. Des Weiteren beteiligten wir uns seit dem Frühjahr 2013 mit einer Gruppe an dem Projekt „kicken & lesen“. Dieses widmet sich gezielt der Leseförderung bei Jungen der Schulklasse 5. Die Begeisterung für Fußball ist eng verknüpft mit kreativen Angeboten. Diese Verknüpfung soll die Neugier auf Bücher bei den Jungen wecken und ihr Leseinteresse und ihre Lesekompetenz fördern. Zusätzlichen Anreiz lieferten Maßnahmen wie z.B. der Besuch einer Trainingseinheit der Profispieler des 1. FC Köln. Bei dieser Gelegenheit zeigten die Teilnehmer ausgewählten Profis (z.B. Patrick Helmes, Anthony Ujah u.a.) ihre schriftlich ausgefüllten Lesetagebücher und stellten Fragen. Die Profis kamen Foto- und Autogrammwünschen der Jungen bereitwillig nach. Weiterhin stehen für die „kicken&lesen“-Teilnehmer der Besuch eines Meisterschaftsspiels des 1. FC Köln, ein Abschlussturnier sowie eine Book-Slam-Presentation mit einer Prämierung an.

image006Des Weiteren wurden Tagesausflüge (Phantasialand) und gesundheitsorientierte Bewegungs- und Ernährungsangebote gemacht, wie zum Beispiel Tanzen, Seilspringen, Ballspiele, Kochen mit frischen Zutaten. Auch weitere Freizeitangebot wurden gemacht in Form von Spielrunden und Gesellschaftsspielen, Film-Abenden, Lesewettbewerb, Kunst, Basteln, Nähen (z.B. selbst genähte Kummerpuppen). Im Rahmen einer Veranstaltung wurden diese Puppen an Kinder eines Asylbewerberheims überreicht. Auch Partys oder Feiern fanden zu bestimmten Anlässen, wie zum Beispiel Karneval, Halloween, Weihnachten statt.

Vier Jugendfahrten fanden statt, die erste (wie oben erwähnt) nach Berlin vom 1.- 5. 4. 2013 (Osterferien) mit männlichen kurdischen Yeziden und Türken (insgesamt 11 Personen). Im Rahmen dieser Fahrt wurden der Reichstag sowie Migrantenviertel, Schlösser und Baudenkmäler und Museen besucht. Eine Hamburg-Fahrt mit 18 vorwiegend weiblichen Personen, TürkInnen, KurdInnen und PerserInnen, darunter Sunniten, Aleviten, Schiiten, 2 Christen und ein Yezide fand vom 22. – 27. 10. 2013 statt. Das Museum „Dialog im Dunkeln“ wurde mit der Gruppe besucht, ein Blindenführer geleitete die Gruppe 90 Minuten lang durchs Dunkel mit Konzentration auf die Sinne: Tasten, Riechen, Schmecken und Fühlen. Vorbereitet wurde der Besuch mit Workshops. Ebenso wurde das Stadtgeschichte-Museum Hamburg besucht. An einer Demonstration für Flüchtlinge durch den Fussballclub Sankt Pauli (mit 10.000 Teilnehmern) nahm die Gruppe auf eigenen Wunsch teil. Eine Alster- und Hafenfahrt rundete das Programm ab.

Ein großer Wunsch der Mädchen war eine gemeinsame Fahrt nach Istanbul. Sie fand dann zwischen 26. März und 4. April 2013 statt. Aus pädagogischer Sicht erschien dies sehr sinnvoll, um den Mädchen eine Auszeit aus den oft sehr belasteten Alltagssituationen zu bieten. Zudem diente die Freizeit-Maßnahme im Sinne des Verstärkersystems der Belohnung für die intensive und konstruktive Mitarbeit der Mädchengruppe und der Bereitschaft, auch schwierige und unangenehme Themen zu bearbeiten.

In Istanbul wurden viele Sehenswürdigkeiten besichtigt, darunter; die Zisternen-Basilica (unterirdischer byzantinischer Wasserspeicher), Galataturm, Leanderturm, Blaue Moschee, St. Antoine Kirche, Santa Maria Draperis Kirche, Prinzeninsel Chalki und viele Stadtteile besucht und erkundet.

Letztlich gelang es allen Teilnehmerinnen sehr gut, sich in das Gruppengeschehen einzufügen und selbstbewusst und eigenverantwortlich Verantwortung für sich und Gruppe zu übernehmen.

Das Planspiel „Zusammenleben fair gestalten“ ist ab Ende Mai bis Ende August 2013 mit der Mädchengruppe, 15 Mädchen mit Migrationshintergrund, größtenteils kurdischer und türkischer Herkunft in mehreren Sitzungen durchgeführt worden. Es haben mit den Gruppenleiter/innen einige Vorbereitungstreffen im Vorfeld stattgefunden. Das Ziel des Planspiels war, einerseits ethnozentrischen Orientierungen, Gewalt und Segregation unter Jugendgruppen entgegenzuwirken und andererseits die Solidarität und Menschenachtung im interkulturellen und interethnischen Kontext zu fördern. Die Mädchen haben gemeinsame Regeln für faires Zusammenleben in einer Gesellschaft aufgestellt. Sie sind desweiteren über die nachbarschaftliche Vielfalt sensibilisiert worden. Weiterhin ist über Motive zur Berufswahl und Abschlüsse diskutiert worden. Die Teilnehmerinnen haben es im Feedback als Bewusstwerdung über die Vielfalt der Berufwelt wahrgenommen. Zur Fairness- und Toleranzförderung ist ein Benimmcheck durchgeführt worden, wodurch die Teilnehmerinnen zur konstruktiven Diskussionen über Fehlverhalten angeregt worden sind. Der konstruktive Umgang mit Konfliktsituationen ist in weiteren Sitzungen durch Rollenspiele trainiert worden (Rollen-Set nach Planspielmodul des sogenannten Waik Konzepts). Im Dezember haben Vorbereitungstreffen für die Durchführung des Planspiels mit der Jungengruppe stattgefunden. Mitte Januar 2014 fanden die ersten Sitzungen des Planspiels mit der Jungengruppe statt.

In Ergänzung zum Projektantrag wurde Mitte des Jahres ein professionell moderiertes Gruppenleiterseminar (Tagesseminar) durchgeführt.

Dieses Seminar war wichtig zum gegenseitigen Kennenlernen, zum systematischen Erfahrungsaustausch und zur Weiterentwicklung der praktischen Umsetzung des Konzepts interkultureller Jugendarbeit.

Desweiteren wurde eine Projektgruppe gegründet mit dem Ziel eine Prozessevaluation der Umsetzung des Konzepts interkultureller Jugendarbeit vorzunehmen. Die Ergebnisse sollten einerseits die Umsetzung unterstützen und andererseits als Ausgangspunkt für die Diffusion des Konzepts interkultureller Jugendarbeit im Stadtbezirk und in Kooperation mit anderen Trägern der Jugendarbeit dienen. Hierzu wurden renommierte Wissenschaftler von Uni (Prof. Friedrichs) und Fachhochschule Köln (Prof. Freise)  sowie ein erfahrener emeritierter hoher EU Beamter (Hubert Krieger) als Mitarbeiter gewonnen. Das Projektteam war der Meinung, die Entwicklung eines neuen Ansatzes der Jugendarbeit mit Migranten braucht eine systematische Unterstützung via Prozessevaluation durch renommierte Wissenschaftler.

Andere Träger der Jugendarbeit im Stadtbezirk Köln Kalk zeigten ein großes Interesse an den Aktivitäten des Projekts. Ein gemeinsames Lernen zur Weiterentwicklung von Interkultureller Jugendarbeit wurde gewünscht.

Förderung der schulischen und beruflichen Perspektive

Regelmäßige Unterstützung in schulischen Angelegenheiten insbesondere durch Hausaufgabenbetreuung und Prüfungshilfe. Universitätsbewerbungen einiger Teilnehmer der Mädchengruppe wurden unterstützt, Universitätsanmeldungen durchgeführt, die Unibibliothek besucht.

Unterstützung bei beruflicher Orientierung (Praktikum, Ausbildung, Aushilfsjob …) durch Austausch- und Informationsgespräche, Bewerbungstraining, Anfertigung von Bewerbungsschreiben, Lebenslauf und Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit.

Regelmäßige sportliche Aktivitäten durch Fußballtraining, mehrere multikulturelle Fussballturniere und vereinzelten Trainingscamp-Tage.

image007Die oben genannten Aktivitäten und Maßnahmen wurden von den Jugendlichen gut angenommen. Bei der Mädchengruppe wurde mehreren Teilnehmern, die schulisch erst nicht so gut waren, geholfen, das Abitur zu bestehen.

Die Unterstützung in schulischen Angelegenheiten bei den Jungen halfen mit, dass 2 Jugendliche von der Realschule aufs Gymnasium wechselten und einem Jugendlichen, der diesen Schritt bereits im letzten Sommer vollzogen hat, die Eingewöhnung auf die neue, anspruchsvollere Schulform (Gymnasium) nach anfänglichen Schwierigkeiten, leichter fiel.

Im Rahmen der Unterstützung in beruflichen Angelegenheiten sei exemplarisch genannt, dass ein Jugendlicher nach seinem EQJ (Einstiegsqualifizierungsjahr) bei der Firma Ford von dieser Firma in ein Ausbildungsverhältnis übernommen wurde. Die regelmäßigen sportlichen Aktivitäten dienen unter anderem dazu, dass die Jugendlichen das Einhalten / Kennenlernen sozialen Miteinanders üben, und zudem ihr Gesundheitsbewusstsein geschärft wird. Ein Jugendlicher 16-Jähriger wurde während seiner Teilnahme an einem Trainerkurs (ca. 120 Stunden) beim Fußballverband Mittelrhein regelmäßig unterstützt. Er hat nun eine Jugendtrainer-Lizenz erworben und betreut bereits eine Kindermannschaft, arbeitet als Honorarkraft bei Pro Humanitate mit. Das Kennenlernen der Vielfalt anderer Kulturen und Religionen hilft den Jugendlichen, ihren (Toleranz-) Horizont zu erweitern und stößt bei ihnen auf großes Interesse.

Als Resümee wären hier folgende Punkte zu nennen:

1. Aktivitäten zur Förderung der schulischen und beruflichen Herausforderungen sind zufriedenstellend verlaufen.

2. freizeitpädagogische Maßnahmen und die Förderung eines demokratischen und rechtsstaatlichen Bewusstseins fanden ein reges Interesse bei den Jugendlichen.

3. innovative Aktivitäten wie Planspiele zur eigenen Lebenssituation entwickelten die Handlungskompetenz der Jugendlichen.

4. die Jugendlichen gehen mittlerweile aufeinander zu, lernen voneinander, helfen einander. Sie haben gelernt sich gegenseitig zu achten und zeigen Interesse an der jeweiligen nationalen und kulturellen Identität.

Andere Aktivitäten

Neben den oben kurzerwähnten Aktivitäten fand eine Reise von Bruder Jürgen Neitzert gemeinsam mit einem Vertreter einer uns nahe liegender Institution in die Türkei und nach Kurdistan statt (Wan, Antakya, Ankara, Istanbul). Am 17. und 18. April besuchten sie Wan und trafen sich mit unseren Kooperationspartnern und der Kommune. Weiter ging es nach Antakya. Sie kamen mit neuen Ideen zu Berufsbildungsmaßnahmen. Anfang Juli 2013 fuhr dann Memo Sahin nach Wan, um auszuloten, welche Projekte vor Ort entwickelt und in die Tat umgesetzt werden. So entstand das Projekt zur Gründung eines Berufsbildungszentrums in Wan, wo Frauen im Textilbereich, Jugendliche in PVC- und Möbelateliers ausgebildet werden. Eine Nachbereitung erfolgte dann Anfang Januar 2014. Wenn das Projekt bewilligt wird, werden in den nächsten Jahren Hunderte von Frauen und Jugendliche ein Beruf erlernen und versuchen auf ihre eigenen Füße zu stehen.

Während der Reise Anfang Januar 2014 haben wir unsere humanitäre Hilfen an bedürftige und vertriebene Familien in Wan/Van fortsetzen können. So wurden 32 Tonnen Grundnahrungsmittel an 1.000 Familien und 400 Winterjacken an Kinder verteilt.

Am 17. April fand eine Konferenz zu Syrien in Berlin statt, die von Dialog-Kreis und Pro Humanitate mit veranstaltet wurde. Unser Vorstandsmitglied Carsten Stork und Memo Sahin nahmen an einer Podiumsdiskussion teil. Die Konferenz wurde von vielen Journalisten mit verfolgt. Außerdem wurde die Reise von einem Vertreter von Medico International zwischen 3.-13. Mai 2013 nach Syrisch-Kurdistan (Rojava) mit organisiert. Ziel der Reise war, die Möglichkeiten humanitärer Hilfe an die notleidende Zivilbevölkerung herauszufinden, Kontakte zu knüpfen und die Öffentlichkeit zu informieren.

image010Studienreise nach Armenien: Vom 9. bis zum 19. September 2013 fuhren 11 kurdische und deutsche Studierenden gemeinsam mit 13 Jugendlichen aus Belgien nach Armenien, um das Land kennenzulernen und sich mit kurdischen und armenischen Jugendlichen auszutauschen sowie einen Blick in die kurdischen und armenischen Einrichtungen und Institutionen wie die Zeitung Riya Teze und Radio Yerevan zu werfen. In Armenien leben heute noch über 43.000 Kurden, die fast ausschließlich der yezidischen Religion angehören.

EU-Projekt „Lernpartnerschaften: Lebenslanges Lernen“: Das in Deutsch erschienene Buch „Ich dachte, die ganze Welt spricht Kurdisch‘ –Lebensgeschichten der kurdischen Migranten“, in dem anhand von 12 Interviews Lebensgeschichten der kurdischen Migranten in Deutschland dargestellt wird, wurde im März 2013 in Amed/Diyarbakir in kurdischer Sprache unter dem Titel „Ciroka Kocberên Bêparêzer – Kurdên Almanyayê“ veröffentlicht. Die Interviews wurden im Rahmen des EU-Projektes „Lernpartnerschaften: Lebenslanges Lernen“ geführt. Durch dieses Projekt wurde u.a. das Bild der kurdischen Community in Deutschland dokumentiert. Dieses Buch ist die erste Dokumentation der Lebensgeschichten der kurdischen Migranten in Deutschland. Mit einem lehrreichen Geleitwort appelliert Prof. Dr. Udo Steinbach, ehemaliger Leiter des Deutschen Orientinstituts an die deutsche Politik, Kurden als eine eigenständige Migrantengruppe anzuerkennen.

Nützliche Nachrichten: In Kooperation mit dem Dialog-Kreis werden seit 17 Jahren die „Nützlichen Nachrichten“ regelmäßig herausgegeben. Die redaktionelle Bearbeitung und Zusammenstellung der monatlich erscheinenden Nützlichen Nachrichten zur Unterstützung des Dialogs von Kurden, Türken und Deutschen werden in unserem Vereinsbüro getätigt. Außerdem werden viele NGOs, die Friedens- und Menschenrechtsarbeit leisten und sich für die friedliche Lösung der Kurdenfrage einsetzen, durch Informationen, Kontakte und Materialien unterstützt und betreut.

Internetseite: Die langersehnte Internetseite ist endlich im Betrieb. Die ersten Grundsteine sind gelegt. Für den Inhalt und die Bereicherung der Websites wurden Informationen, Berichte und Fotos zusammengestellt. Sie muss noch inhaltlich und gestalterisch bereichert werden. Zu finden ist sie unter: www.pro-humanitate-koeln.de. Es gibt bereits seit Jahren eine Webpage zur Jugendarbeit in Vingst: www.jugend-vingst.de

Die Arbeit von Pro Humanitate e.V. wird in drei kleinen Standorten durchgeführt:

  • im Vereinsbüro im Bürgerzentrum Engelshof in Ensen, wo tägliche Vereinsarbeit geleistet wird,
  • im Jugendcontainer Vingst, angeschlossen ans Bürgerzentrum Vingst, wo an sechs Tagen der Woche abwechslungsreiche Jugendarbeit stattfindet, und
  • im Stadtteilbüro in Porz-Zündorf, Irisweg 46, wo viermal in der Woche Schülerinnen und Schüler zur Hausaufgabenhilfe sowie bei der Mädchengruppe zusammentreffen.

Dankeswort: Zum Schluss möchten wir uns bei allen Institutionen, Stiftungen, Einrichtungen und Kooperationspartnern sowie mit unserer Arbeit verbundenen Personen herzlich bedanken. Ohne ihre großartige Unterstützung wäre uns unmöglich gewesen, die oben erwähnten Aktivitäten durchzuführen. Ein besonderen Dank für Hubert Krieger, der bei der Erstellung dieses Berichtes federführend mitgewirkt hat und der Jugendarbeit mit Wort und Tat zur Seite steht. Nicht zu vergessen sind unser Vorstand (Luise Schatz, Carsten Storck, Jürgen Neitzert) und unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, herzlichen Dank!