Bericht über die vielfältigen Aktivitäten
von Pro Humanitate e.V.
– 2016-

Als ein gemeinnütziger, friedenspolitisch und sozial aktiver Verein arbeitet Pro Humanitate e.V. in drei sozialschwachen Stadteilen von Köln:

  • Wohngemeinschaft für unbegleitete Flüchtlinge in Köln-Höhenberg
  • Jugendtreff in Köln-Vingst
  • Brücke zwischen Menschen und Kulturen in Christrosenweg-Zündorf
    • Freizeitangebote für Flüchtlingskinder in Köln-Porz-Zündorf

Christrosenweg 2-4, in 51143 Köln-Zündorf

Gleich nach der Übernahme der neuen Räume Mitte Oktober 2016 begonnen wir mit Malerarbeiten. Anschließend transportierten wir Möbel und Einrichtungsgegenstände, die wir zwischengelagert hatten.

Wir erhielten zu diesem Zweck vom Rathaus-Porz 5 Schränke, 2 Schreibtische, 5 Bürostühle. Von der Bücherei bekamen wir 6 Regale. Von Sankt Theodor Kirche besorgten wir 30 Stühle. Von unserer Räumlichkeiten, wo wir seit 2008 Hausaufgaben- und Jugendgruppe hatten, brachten wir 6 Klapptische, 2 Couchelemente, 2 Rollcontainer und 12 Stühle. Von unserem Jugendcontainer in Vingst nahmen wir 2 Klapptische, eine mobile Heizung, ein Flipchart und eine Leinwand mit. Von unserer Einrichtung für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in Höhenberg brachten wir einen großen Tisch. Eine kleine Stiftung spendete uns 1 Kicker und eine Tischtennisplatte. Alle diese Gegenstände waren gebraucht, dennoch aber taugen sie zur weiteren Verwendung, wofür wir dankbar sind.

Von IKEA kauften wir 3 Tische für die Mutter-Kind-Gruppe, 5 kleine Sessel, 1 Couchtisch für eine Sitzecke und Regale für die Spielecke sowie weitere kleinere Gegenstände. Rênas und Zana Sahin spendeten fast alle ihre restlichen Spielzeuge.

Inzwischen sehen die Räumlichkeiten sehr schön, hell, geräumig und einladend aus.

Im Folgenden möchten wir kurz und zusammengefasst einige Tätigkeitsfelder wiedergeben.

Wohngemeinschaft für unbegleitete Flüchtlinge in Köln-Höhenberg

Seit Oktober 2015 betreuen wir 10 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ganztätig, d.h. 24 Stunden am Tag. Diese 10 jungen Flüchtlinge kommen aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan, Indien und Albanien.

Zu diesem Zweck haben wir zwei Wohnungen von GAG gemietet und je zwei Jugendliche teilen sich ein Zimmer.

Pro Humanitate e.V. eröffnet ihnen Perspektiven. Er führt Freizeitprogramme in und um Köln durch. Eine wesentliche Aufgabe ist die Begleitung der 15- bis 18-Jährigen bei Behördengängen. So begleiten Mitarbeiter von uns die Jungs zum Jugendamt, zur Ausländerbehörde oder zum Bundesamt für Migration. Rund um die Uhr stehen ihnen Betreuer zur Seite.

Dank der Unterstützung des Kommunalen Integrationszentrums und der engagierten Mitarbeit unserer Kolleginnen und Kollegen konnten wir im Februar 2016 alle zehn Jugendlichen in Schulen und Sprachkursen unterbringen:

Stichworte zur Arbeit mit jungen Flüchtlingen

  • Kontaktaufnahme mit den Jugendlichen unter Berücksichtigung des kulturellen Hintergrundes
  • Erklärung der Hausordnung und gemeinsamer Regeln
  • Näherbringung der Wichtigkeit der Tagesstruktur und eines Dienstplanes für Putzen, Küchendienst usw.
  • Erste Orientierungshilfe in die hiesige Gesellschaft durch Vermittlung entsprechender kultureller und gesellschaftlicher Kenntnisse
  • Hilfestellung bei der Planung der schulischen und beruflichen Perspektiven
  • Begleitung zu Amtsterminen
  • Begleitung zu Arzt- und Impfterminen
  • Erstellung der Entwicklungs- und Sachstandberichte
  • Hilfestellung bei Asylangelegenheiten

Freizeitgestaltung

Für die Jugendlichen haben wir zwei Turnhallen organisiert, damit sie Fußball spielen und sich körperlich bewegen können. Seit April trainieren einige Jugendliche zweimal die Woche bei einem Fußballverein (TUS-Rechtsrheinisch). Außerdem spielen sie unter Anleitung unserer Betreuer Basketball, Tischtennis, Federball usw. oder gehen schwimmen. Darüber hinaus haben wir haben 10 Fahrräder als Spende erhalten, damit sie mobil bleiben.

Mit den Jugendlichen waren wir bei den Spielen des 1. FC Köln und der Kölner Haie, die dankenswerterweise die Tickets gespendet haben.

Wir haben die Einrichtung in der Weimarer-Straße in Köln-Höhenberg durch die Spende von IKEA eingerichtet, wofür wir uns sehr bedanken.

Wir haben durch die Arbeit mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen viel gelernt, unseren Horizont erweitert und unsere Erfahrungen vielseitig bereichert. Wir können nicht behaupten, dass wir alles hundertprozentig richtig machen. Wir geben aber unser Bestes, damit die Jugendlichen sich wohlfühlen, eine schulische und berufliche Perspektive entwickeln und sich in die hiesige Gesellschaft integrieren.

Diese Flüchtlingsjugendlichen hat das „Schicksal“ aus tausenden von Kilometern Entfernung zusammengeführt und sie wachsen immer mehr zusammen, lernen eifrig und sind inzwischen eine harmonische Gruppe geworden. Darauf sind wir stolz.

Jugendtreff Vingst

In einem sozialen Brennpunkt im Kölner Stadtteil Vingst setzen wir seit 2008 unsere Jugendarbeit kontinuierlich fort. Viele Jugendprojekte und Sportangebote werden von uns durchgeführt.

In Köln-Vingst haben wir mittlerweile 12 Jugendtreffs. Und zwei Hausaufgabenhilfetreffs, jeweils 3 Stunden.

Die Angebote werden beansprucht von deutschen, kurdischen, türkischen, persischen, bulgarischen, serbischen und kosovarischen Jugendlichen. Während einige Tänze lernen und musizieren oder sich für die Schule fit machen, spielen wiederum andere Fußball oder Kicker.

Zwei Jugendfahrten nach Hamburg, eine Fahrt zu einem Folklorefestival in Schleswig Holstein und drei Fahrten in nahegelegene Jugend-Freizeit-Einrichtungen  wie Schloss Dankern wurden unternommen. Mehrere Fußballturniere mit evangelischen, katholischen Jugendlichen und unseren türkischen und bulgarischen Roma-Jugendlichen wurden veranstaltet.

Da in Köln in den letzten Jahren sehr viele jesidische Flüchtlinge aus dem Kurdengebiet des Irak in unser und die Nachbarviertel gekommen sind, bauen wir viele Kontakte zu einzelnen jesidischen Familien, aber auch zu deren Vereinen auf. Hilfe bei Behördengängen, bei Wohnungssuche und Möblierung, Organisation von Fahrrädern über die Radstationen eines katholischen Verbandes sind einige der Engagements. Mit dem Vingster Pfarrer Meurer haben wir bei der Stadt Köln einen besonderen Platz für jesidische Verstorbene auf einem großen Kölner Friedhofsfeld organisiert. Das religiöse Oberhaupt der Jesiden, der Baba Sheich, hat Köln besucht und wir haben ein Treffen der Jesiden mit den Verantwortlichen der Stadt Köln organisiert. Auch die jesidischen Frauenleiter waren durch unsere Organisation hin in unserer Kirche mit den Frauen zusammengetroffen.

Sprachmittler für Flüchtlinge in Porz

Aufgrund des sehr hohen Zuzugs von Flüchtlingsfamilien nach Porz-Zündorf zeigt sich sowohl in den Unterkünften als auch in den betreuenden pädagogischen Einrichtungen (Kitas, Frühförderzentrum, Grundschulen u.a.) ein hoher Bedarf an Sprachmittlern. Durch die Vermittlung von Sprach- und Kulturmittlern für Elterngespräche wurde zum Teil zum ersten Mal ein Austausch über wichtige Erziehungsthemen, kulturelle Gepflogenheiten, Gesundheitsfürsorge, Kindeswohl, das deutsche Bildungssystem u.a. ermöglicht.

Zwei Mutter-Kind-Gruppen für Flüchtlingsfamilien in Wohnheimen im Porzer Süden wurden mit zwei Sprachmittlerinnen versorgt, damit die Verständigung zwischen Betreuerinnen und Familien funktioniere.

Unser Angebot wurde bisher von fünf Porzer Kitas / Familienzentren, vier Grundschulen und mehreren Flüchtlingsunterkünften in Anspruch genommen. Erstmals konnte mit den Flüchtlingsfamilien eine echte Kommunikation hergestellt werden. Viele Missverständnisse- auch kultureller Art – konnten ausgeräumt und das gegenseitige Verständnis erhöht werden. Das Projekt trägt somit zur gelingenden Integration der Flüchtlingsfamilien in unserer Gesellschaft bei und hat einen hohen integrativen Wert. Mit vielen Familien konnten die Einrichtungen erstmals durch die vermittelten Sprachmittler kommunizieren. Auf der anderen Seite erhielten die Familien von den Sprach- und Kulturmittlerinnen wichtige Informationen über die hiesige Kultur, Gesellschaft und prägnante Unterschiede zwischen der deutschen und der Herkunfts-Kultur.

In diesem Bereich sind 7 SprachmittlerInnen seit Oktober 2015 tätig und können Flüchtlinge und Einrichtungen in den Sprachen Serbokroatisch, Albanisch, Rumänisch, Kurdisch, Arabisch und Türkisch unterstützen.

 

Freizeitangebote für Flüchtlingskinder im Schulzentrum Köln-Porz-Zündorf

In der Turnhalle des Schulzentrums in der Heerstraße in Porz-Zündorf lebten bis Ende September 350 Flüchtlinge ohne räumliche Trennung, Bett an Bett.

Da die Übergabe der Räumlichkeiten im Christrosenweg noch nicht erfolgte, haben wir beschlossen direkt bei der Notunterkunft zu arbeiten. Zu diesem Zweck führten wir mehrere Gespräche mit der Heimleitung, Schulleitung und mit dem Bürgeramtsleiter Porz.

In den vier größeren Containerräumen, die der Schule gehören, haben wir am 20. Juni 2016 angefangen dreimal die Woche die Freizeit der Flüchtlingskinder und –jugendliche zu gestalten.

Unser Ziel war eine gemischte Gruppe mit 2 MitarbeiterInnen zu betreuen. Die etwa 40 Kinder und Jugendlichen kommen aus Syrien, Irak, Iran, Bosnien, Afghanistan Sri Lanka und Afrika. Deswegen haben wir nach dem ersten Tag der Betreuung entschieden, das Team um zwei weitere Personen aufzustocken, da fast unmöglich war, mit einem Personal je Gruppe die Arbeit zu bewältigen.

Rênas und Zana Sahin haben den größten Teil ihrer Schatzkammer mit den Spielzeugen an die Flüchtlingskinder gespendet. (Bälle, kleine und größere Autos, Garagen und Pisten, Gesellschaftsspiele, Mal- und Bastelmaterial usw.)

Sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch deren Eltern, Heim- und Schulleitung waren sehr froh, dass wir pragmatisch und praktisch gehandelt haben. Das Freizeitangebot und die Gruppenleiter wurden von seitens der Kinder und Jugendlichen sehr gut angenommen. Gemeinsame Spiele und Zeit zum Unterhalten standen im Vordergrund.

Einige Bespiele der Freizeitangebote: Malen, Basteln, Gesellschaftsspiele, Billard, Kicker (Tischfußball), Tanzen, Musik hören  und Singen, Filme schauen, Spielplatz besuchen, Tischtennis, Federball, Fußball, Basketball, Inlineskaten, Seilspringen.

Die Offene Kinder- und Jugendarbeit bietet jungen Menschen Räume zur selbstbestimmten Freizeitgestaltung. Mit den grundlegenden Prinzipien, Offenheit, Freiwilligkeit, Partizipation, Geschlechtergerechtigkeit sowie Lebenswelt und Sozialraumorientierung kann und muss sich die Offene Kinder- und Jugendarbeit der Arbeit mit geflüchteten Kindern, Jugendlichen annehmen.

In der Offenen Kinder- und Jugendarbeit entscheiden die jungen Menschen selber, mit was sie sich beschäftigen wollen. Sie gestalten unter der Aufsicht und Hilfestellung der Gruppenleiter ihre Lern- und Erfahrungswelten selbst. Jugendarbeit hat damit einen offenen Aufforderungs- und Angebotscharakter, wobei die jungen Menschen Anleitung und Rückmeldung erhalten. Gerade für junge Geflüchtete, die vielen formalen Zwängen ausgesetzt sind (Formulare, Enge in der Unterkunft, Sprachkurs usw.), ist das Offene und Ungezwungene eine wichtige Abwechslung und dient damit der Alltagsbewältigung.

Unsere Hoffnung besteht darin, diesen Kindern ein offenes Ohr, Zuwendung und Verständnis entgegenzubringen, um immer wieder kleine Zeiten des Abschaltens, Spielens und Zusammenseins zu ermöglichen und das Leben in Deutschland näherzubringen.

Nachdem die Flüchtlinge Ende September von der Turnhalle in andere Einrichtungen verlegt wurden, mussten wir unserer Arbeit einstellen.

 

Jugendarbeit im Christrosenweg

Nach einer zweimonatigen Unterbrechung haben wir am 5. Dezember begonnen in Christrosenweg die Jugendarbeit anzubieten. Dreimal die Woche bieten wir einer gemischten Gruppe der über 10jährigen, Deutsche, Migranten und Flüchtlinge, Freizeitangebote an.

Hausaufgabenhilfe in Irisweg und Christrosenweg

Seit 2008 bieten wir den Schülerinnen und Schülern Hausaufgabenhilfe an. In Porz-Zündorf gibt es einen großen Anteil an Kindern und Jugendlichen, die in bildungsfernen Familien aufwachsen. Diese Schülerinnen und Schüler benötigen unbedingt Unterstützung und Begleitung bei der Bewältigung der Lernstoffe, der Erledigung der Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Prüfungen.

Unser Hilfsangebot nehmen Schüler aller Schulformen in Anspruch. Die Teilnahme ist freiwillig und kostenlos. Viele Schüler kommen regelmäßig, einige auch nur, wenn sie aktuell bei einer Aufgabe Hilfe benötigen. Die meisten Schüler haben zu Hause keinen Ansprechpartner für eventuelle Fragen bezüglich der Hausaufgaben.

Meistens werden die Schülerinnen und Schüler in Gruppen betreut, jedoch ist ab und zu auch Einzelhilfe nötig. Jeder Schüler wird unter Berücksichtigung seiner individuellen Begabung sowie seiner Defizite in der schulischen Leistung gefördert. Wir erläutern die Hausaufgaben und geben Hilfestellung bei deren Erledigung, gehen auf die Defizite von Schülern ein, erklären die Sachverhalte und üben diese mit ihnen.

Selbstständiges Arbeiten der Schüler ist allerdings ein langfristiges Ziel unseres Projektes. Unser Ziel ist, dass die Schüler unabhängiger von Fremdhilfe werden und somit eine „dauerhafte Dienstleistung“ bei der Hausaufgabenunterstützung verhindert wird. Das Unterstützungsangebot der Gruppenleitung findet meistens nur bei offensichtlich nicht allein zu bewältigenden Aufgaben statt. Die Schüler erarbeiten immer zunächst eine Vorstellung darüber, was die jeweilige Fragestellung ist und wie ein Lösungsvorschlag aussehen könnte. Die Schüler bemühen sich zunächst, alleine einen Überblick zu verschaffen und Lösungsstrategien zu entwerfen.

Neben konkreter Hausaufgabenhilfe ist unser Büro gleichzeitig eine Anlaufstelle zur Problembewältigung jeglicher Art u.a. der Einfluss von Medienkonsum, Gewalt und Ernährung auf den Lernerfolg.

Wir versuchen mit Kindern regelmäßig sportübergreifende Bewegungsangebote durchzuführen sowie durch gemeinsame Unternehmungen wie Weihnachtsfeiern, Sommerfeste usw. ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter den Schülerinnen und Schülern zu entwickeln und deren Lernmotivation zu steigern.

Auch diese Arbeit haben wir seit dem Mitte November 2016 von Irisweg nach Christrosenweg verlegt und bieten dort an.

Mutter-Kind-Café

Seit 14. Dezember 2016 haben wir begonnen, ein Mutter-Kind-Café einzurichten. Es findet jeden Mittwoch von 10 bis 13 Uhr statt. So haben Mütter die Möglichkeit mit ihren Kleinkindern vorbeizukommen, gemeinsam zu frühstücken und sich auszutauschen. Die Kinder haben die Möglichkeit an der Spielecke zu spielen und auszutoben.

Das Schlusswort

Dank der Unterstützung unserer Kooperationspartner konnten wir einige Bereiche unserer Angebotspalette abdecken. Im neuen Jahr werden wir unsere Bemühungen und Aktivitäten in den neuen Räumlichkeiten im Christrosenweg fortsetzen.

Der Vorstand, Bruder Jürgen Neitzert und Memo Sahin bedanken sich auch im Namen der Schülerinnen und Schüler, Flüchtlinge und Jugendliche für die großartige Unterstützung unserer Kooperationspartner und Unterstützer sehr. Ohne diese hervorragende Unterstützung wäre das Ganze nicht möglich gewesen. Vielen herzlichen Dank!

Pro Humanitate e.V.